Gentest- was bedeutet das überhaupt?
Es gibt einige Institute bei denen man via Blutprobe und/oder via Wangenabstrich genetische Untersuchungen machen kann.
Ich bin über dieses verhältnismäßig neue Werkzeug in der Hundezucht mehr als glücklich.

Bis vor einigen Jahren konnten wir nur manuelle Untersuchungen, gezielt an den Augen, beim Augenarzt machen lassen.
Das war aufwendig, teuer und auch für das Tier unangenehm.
Zudem gab/gibt diese Form der Untersuchung nur eine täuschende Sicherheit.
Der potenzielle Zuchthund wird/wurde im Alter von ca einem Jahr untersucht.
Mach überhaupt keinen Sinn, das die meisten Augenerkrankungen erst viel später in Erscheinung treten. 
Züchter, die es besonders gut machen wollten, haben diese Untersuchung jedes Jahr wiederholt.
Ich gehöre nicht dazu und ich kenne auch niemanden der es so gemacht hat. Schlicht, weil es keinen Sinn macht.
Im Grunde haben wir nur untersuchen lassen, weil es im Papier besser ausssieht und damit man wenigstens das Gefühl hat, man hätte alles getan.
Nur, weil der untersuchte Hund gerade keine Erkranungsanzeichen zeigt, heißt es nicht, dass er nicht später erkrankt. Bis dahin hat er aber schon einige Welpen in die Welt gesetzt und dann ist es eh zu spät. Und selbst, wenn er nie erkrankt, wissen wir immer noch nicht, ob er das Gen für die Erkrankung nicht trotzdem in sich trägt!
Dazu kommt, dass die Augenerkrankung weder ein besonders Großes, noch das Einzige potenzielle Problem darstellt.

Aufgrund der Qualzuchten und mittler Weile in Erscheinung tretenden 'Volkskrankheiten' unserer Hunde wurden die Genorte vieler Erkrankungen ausgemacht. Nicht zuletzt mit Hilfe unzähliger Tierärzte, Züchter und Halter, die Blut ihres erkrankten Tieres eingereicht haben.
So konnten die entsprechenden Gene für sehr viele Erkrankungen extrahiert und sichtbar gemacht werden.
Ein fantastischer Fortschritt für die Hundezucht; der aber leider bisher nur von wenigen Züchtern genutzt wird.

Die meistgenutzen Institute sind Laboklin und Feragen.
Ich nutze meist Feragen. Manchmal aber auch Laboklin weil es dort schneller geht. (Wenn ich besonders ungeduldig bin)

In dem Dog Check IV + noch ein paar zusätzlich gebuchten Optionen, habe ich nicht nur die Augengentik klar vor Augen, sondern die für mich viel wichtigeren, wirklichen Berdohungen unserer Rassen.
Autoimmunerkrankungen, Herzerkrankungen, MDR1, Hauterkrankungen, etc. 
Neben der Spielerei, dass ich auch alles Farben sehen kann, die mich erwarten könnten. 
(Ich rechne immer tagelang aus welche Farben aus dieser Verpaarung entstehen müssten- klappt nie. Es sind immer wieder Überraschungen dabei)

Die Ergebnisse:
Frei, Träger, betroffen.

Es ist nicht die Regel, dass ein Hund von allem 'frei' ist.
Das muss er auch nicht.
Er darf eine Trägerschaft mit sich führen.
'Träger' eines mutierten Gens zu sein bedeutet zunächst mal gar nichts.
Wenn Träger mit Träger einer bestimmten Krankheit miteinander verpaat werden, DANN werden 50% des Wurfes mit einer ErkrankungsWAHRSCHEINLICHKEIT geboren. Nicht ErkrankungsSICHERHEIT; aber es besteht zumindest ein Risiko darauf zu erkranken.
Diese Verpaarungen sollten also selbstverständlich vermieden werden.
Wird ein Träger mit einem freien Hund verpaart, kommen wiederrum 50% weitere Träger zu Tage. Das ist für den Familienhund völlig irrelevant und es besteht kein Erkrankungsrisiko.
Einzelne Erkrankungen werden dominant vererbt. Da reicht auch die Trägerschaft für einen Ausbruch. Solche Hunde nimmt man natürlich bitte gar nicht in die Zucht.
Ich persönlich bekomme immer leichte Schlaganfälle wenn sich eine Trägerschaft zeigt. Da muss ich mich selber zurück regulieren und mir klar machen, dass perfekt eben sehr selten ist und das es schlicht egal ist, solange ich den Partner gut wähle. Bei den Rüden ist es etwas tragischer, da er somit evtl. für manche Mädels nicht in Frage kommt. Da mache ich durchaus Unterschiede. Eine Hündin bringt vielleicht 10-15 Welpen in ihrem Leben; wobei der Rüde Duzende zeugen kann und wird. Bei unseren Jungs bin ich also NOCH hysterischer ;-)

Speziell beim Pudel findet kaum mal jemanden der nicht IVDD trägt. 
IVDD hat für den Pudel keine klinische Relevanz. Da IVDD mit extremer Kurzbeinigkeit einhergeht (Dackel, Corgie etc) Es sind keine Pudel bekannt die jemals, genetisch, an IVDD erkrankt sind.

Sehr viele der 220 getesteten Erkrankungen kommen für unsere Rasse gar nicht zum Tragen- sind aber in dem Paket nun mal enthalten. Und SOLLTE ein solcher Hund mal mit einer anderen Rasse gekreuzt werden, macht es doch wieder Sinn.
Da die Doodles und Poo ja offensichtlich ihren Weg machen, werden mittlerweile merkwürdige Experimente fabriziert. Für Minidoodles wird der Bernersennenhündin Sperma eines Toypudels eingepflanzt und ähnlicher Mist. Meist zu Hause auf dem Küchentisch, weil die meisten Tierärzte sich weigern an solchen Machenschaften teilzuhaben. Gott sei Dank!
Das ist aber ein anderes Thema...

Ich bin unendlich glücklich über diese Möglichkeit in der Hundezucht, jedenfalls meistens.
Allzu oft, wenn ich einen Hund nicht in die Zucht nehmen kann, wegen doofem Ergebniss, verfluche ich es auch ;-) 
Am Ende ist es aber für die Tiere von unschätzbarem Wert♥




 


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